Alarmierende TFA-Belastung im Trinkwasser
Eine aktuelle Studie zeigt, dass unser Trinkwasser zunehmend mit der gefährlichen Chemikalie TFA belastet ist.
Kaum ein Element ist so wichtig für das Leben auf unserem Planeten wie Wasser. Umso besorgniserregender ist die Nachricht, dass das Trinkwasser in Deutschland in den letzten Jahren zunehmend mit der gefährlichen Chemikalie TFA (Trifluoracetat), die zu den PFAS-Chemikalien gehört, belastet ist.
Verunreinigtes Trinkwasser: Eine besorgniserregende Entwicklung
Eine kürzlich veröffentlichte Studie, durchgeführt von Global 2000 in Zusammenarbeit mit dem Pesticide Action Network Europe und Générations Futures, zeigt eine alarmierende Entwicklung: In zahlreichen europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, wurden hohe Konzentrationen von Trifluoracetat (TFA) im Trinkwasser festgestellt. Die Studie untersuchte Trinkwasserproben aus elf EU-Ländern und stellte fest, dass 94 Prozent der Proben TFA enthielten. Besonders hohe Werte wurden in Oberösterreich und Paris gemessen. In Deutschland sind Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen am stärksten betroffen, obwohl die gemessenen Konzentrationen noch innerhalb der aktuellen Sicherheitsgrenzen liegen.
Was ist TFA?
"Trifluoressigsäure (TFA) ist eine wasserlösliche und beständige Carbonsäure, die in der Umwelt verbreitet ist. Ihre Herkunft ist noch nicht vollständig geklärt, aber sie kann durch industrielle Prozesse und den Abbau von Pflanzenschutzmitteln in die Umwelt gelangen. TFA findet sich auch in Arzneistoffen und als Lösungsmittel für Proteine. Es gibt Hinweise, dass TFA auch natürlich durch die Verwitterung von Gesteinen wie Granit oder Fluorit entstehen kann.
Als freie Säure ist TFA ätzend, doch in Lebensmitteln kommt es meist in Form von Salzen und in äußerst geringen Konzentrationen vor, wodurch keine ätzenden Wirkungen zu erwarten sind. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) betrachtet TFA als nicht toxikologisch relevant, konnte jedoch noch keine endgültigen Schlussfolgerungen zur gesundheitlichen Relevanz ziehen. Es wurden bisher keine Risiken für Konsumenten festgestellt. Die EFSA hat eine akzeptierbare tägliche Aufnahmemenge (ADI) von 0,05 mg pro kg Körpergewicht und Tag festgelegt. In Deutschland empfiehlt das Umweltbundesamt, die TFA-Konzentration im Trinkwasser unter 10 µg pro Liter zu halten, basierend auf einem Leitwert von 60 µg pro Liter."
Quelle: Umweltbundesamt
Gesundheitliche Risiken von TFA
Die gesundheitlichen Risiken von TFA sind noch nicht vollständig erforscht. Allerdings ist bekannt, dass andere PFAS-Chemikalien hormonelle Veränderungen verursachen und das Risiko für verschiedene Krebsarten erhöhen können. Erste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass TFA ähnliche gesundheitliche Gefahren bergen könnte.
Hamburg Wasser plädiert angesichts dieser Ergebnisse, auf Nachfrage von IPPEN.MEDIA, für ein komplettes Verbot von PFAS-Chemikalien. „Auch wenn das Hamburger Grundwasser gut geschützt ist und Hamburg Wasser keine Bodenbelastungen bekannt sind, die eine Gefährdung der Trinkwassergewinnung darstellen könnten, plädiert Hamburg Wasser für ein komplettes Verbot von PFAS. Denn Wasserwerke und Klärwerke dürfen nicht zu Reparaturbetrieben für wirtschaftliches Fehlverhalten anderer werden.“
„PFAS können das Immunsystem schwächen, die Fruchtbarkeit und Gehirnentwicklung beeinträchtigen oder verschiedene Krebsarten hervorrufen. Bei vielen PFAS-Verbindungen ist noch nicht erforscht, welche Wirkung sie im Körper und der Umwelt haben.“, so Hamburg Wasser weiter.
Forderungen der Studie
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2022 Leitlinien zur Sicherung der Trinkwasserqualität veröffentlicht. Das niederländische Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt (RIVM) schlägt einen Trinkwasser-Richtwert von 2.200 ng/L für TFA vor. Obwohl die meisten Proben unter diesem Wert lagen, bleibt die Unsicherheit über die langfristigen Auswirkungen bestehen, besonders da die Belastung stetig zunimmt. Die Studie fordert daher eine Überarbeitung der EU-Wassergesetzgebung und das sofortige Verbot von PFAS-haltigen Pestiziden und Kühlmitteln. Allein durch Grenzwerte und Verbote wird das Problem jedoch nicht gelöst werden können. Es bedarf umfassender Maßnahmen zur langfristigen Sicherung der Wasserqualität. Dazu gehören Investitionen in moderne Wasseraufbereitungstechnologien und die Unterstützung von Landwirten bei der Umstellung auf umweltfreundlichere Pestizide.
Fazit
Die Ergebnisse der Studie zur TFA-Belastung im Trinkwasser sind ein dringender Weckruf. Um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, müssen jetzt entschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um die Verunreinigung unseres wichtigsten Lebensmittels zu verhindern. Die Zeit drängt, und es bedarf gemeinsamer Anstrengungen auf allen Ebenen, um die Trinkwasserqualität in Deutschland und Europa nachhaltig zu sichern.
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